Sonntag, 9. Januar 2011

Neues Jahr, alte Routine

Ein neues Jahr hat begonnen, aber der Alltag bleibt für uns hier in Mae Sai gleich. Die Schule hat für uns wieder angefangen. Auch weiterhin werden wir dort auf unser Improvisationstalent angewiesen sein, denn unser Vertrauenslehrer, wie schon im vorherigen Monat beschrieben, hat bis jetzt leider nicht die Zeit gefunden, uns den Plan ins Englische zu übersetzen.
Im Englischunterricht im Camp machen wir aber größere Fortschritte. Sowohl Steffen als auch Tobi ernten jetzt endlich einmal die Früchte ihrer Anstrengung und haben bemerkt, dass die Kinder nun schon einfache Sätze zumindest nachsprechen können.
Ich werde von meinen Schüler zwar verstanden, aber es bleibt fast nichts im Langzeitgedächnis hängen. Die fehlenden Hausaufgaben und nicht gelernten Vokabeln am Anfang jeder Stunde tun ihr Übrigens, dass die Fortschritte im Englischen auch weiterhin bescheiden bleiben.
Aus diesem Grund haben wir mit Tepthai beschlossen, den Englischunterricht auszuweiten und an Montag, Mittwoch und Freitag jeweils eine halbe Stunde Englisch zu unterrichten. Das haben die Kinder nicht gut aufgenommen, aber es ist wichtig, damit sie das Gelernte besser im Gedächnis behalten können, weil ich sonst jede Woche die gleichen Wiederholungen machen kann.
In 5-6 Wochen wird Thomas dauerhaft nach Thailand zurückkehren und wir werden unser Zwischenseminar haben, denn wir sind schon bald bei der Hälfte unseres Aufenthaltes. Wie schnell die Zeit doch vergeht.
Die Spenden für das Medizinprojekt treffen nun endlich ein und ich gehe davon aus, dass wir diesen oder nächsten Monat mit der Auslieferung der Apotheken in die Dörfer beginnen können.

Weihnachten und Neujahr

Von draus vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen es weihnachtet sehr. Dieser Satz traf leider für uns dieses Jahr in Thailand nicht zu. Weihnachtliche Gefühle wollten nicht so recht aufkommen bei 25°C und ohne jeglichen Schmuck in den Straßen. Es gibt zwar einige Thailänder, die das Weihnachtsfest in ihren ohnehin üppigen Feierkalender aufgenommen haben. Diese wohnen aber in großen Städten und nicht in Mae Sai. Weihnachten war deshalb für uns ein Wochenende wie jedes andere auch.
Am 2.Weihnachtstag feierten wir dann mit den Kindern Weihnachten. Es gab ein Buffet, es wurde getanzt, gesungen und gebetet. Die Mädchen aus Burma nahmen auch am Fest teil.
Über Silvester fuhren wir nach Bangkok, was letztendlich auch keine so kluge Entscheidung war. Am 31.12. gingen wir auf den Platz vor dem Central Plaza. Der Platz war eine einzige Menschenmasse, die ab 23 Uhr teilweise in Panik geriet und die Ellenbogen ausgefahren wurden, um sich selbst einen Durchgang zu schaffen. Wir verbrachten also Neujahr umringt von vielen anderen genervten Menschen. Wenigstens gab es ein gute Feuerwerk. Trotzdem kann man den Besuch der Veranstaltung wohl nicht als lohnenswert bezeichnen.

Mein Fazit: Auch wenn ich gerne in Thailand bin, hätte ich Weihnachten und Silvester lieber in Deutschland verbracht.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Das thailändische Essen

Zuerst ungewohnt, gehören die thailändischen Gerichte heute teilweise zu meinen Lieblingsspeisen. Was für einen Europäer vielleicht merkwürdig wirken mag, ist die thailändische Angewohnheit, jedes Essen unbarmherzig zu würzen, bis es zu scharf für den durchschnittlichen westlichen Touristen (oder einjährigen Besucher) ist. Die wichtigsten zwei Vokabeln, die man deshalb als Erstes lernen sollte, wenn man in Thailand essen gehen möchte, sind "mai pet" (nicht scharf). Wenn man das nicht sagt, wird vor allem in Orten, wo nicht so viele Touristen sind, angenommen, dass man gerne wie ein Thailänder scharfes Essen zu sich nehmen möchte. Das haben wir das eine oder andere Mal schon bitter bereut. Ich reagiere äußerst sensibel auf scharfes Essen.
Insgesamt ist das Essen hier aber sehr billig und trotzdem lecker und gesund. Vor allem die die Straßenstände, die es in fast jedem Ort und selbst auf relativ leeren Landstraßen gibt, bieten erschwingliche und leckere Mahlzeiten, falls man sich erst einmal an bestimmte Zutaten gewöhnt hat und seine Hygienevorstellungen, die man in Europa hat, nicht zu ernst nimmt. Denn die Bedingungen, vor allem im Bereich der Hygiene, die für thailändische selbstständige Straßenverkäufer gelten, sind natürlich sehr viel vorteilhafter als in Deutschland. Gute Mahlzeiten mit Gemüse, etwas Fleisch und einer schmackhaften Soße sowie selbstverständlich Reis bekommt man schon für 25 Baht (50-70 Eurocent, je nach Wechselkurs). Dazu gibt es häufig leckere Fruitshakes, die aus frischen Früchten, Eis und manchmal etwas Milch bestehen. Die Thais sind Feinschmecker und Essen wird hier eine höhere Bedeutung zugewiesen als in Europa. Hier ist es häufig eine Art Zeremonie. Die meisten Thais bestellen viele Speisen gleichzeitig und essen von jeder Speise etwas. Das wirkt für einen Europäer wie ein Buffet, ist aber durchaus normal.
Das Essen, dass wir im Camp bekommen, ist auch sehr lecker und wir können uns anders als an Straßenständen oder in Restaurants konstelos nehmen, soviel wir wollen.
Die Variation an Früchten in Thailand ist auch erstaunlich. Ananas, Melonen und andere Tropenfrüchte, die in Deutschland recht teuer oder garnicht bekannt sind, kann man hier für einen sehr niedrigen Preis kaufen (Eine Melone-60 Eurocent, eine Ananas-80 Eurocent, 12 Bananen- 1 Euro). Viele Früchte, die wir hier essen können, sind in Europa unbekannt und wir müssen uns erst daran gewöhnen. In der Schule werden außerdem öfters deutlich exotischere Zutaten ins Essen getan als im Camp, wo man auf uns Europäer noch Rücksicht nimmt. Der durchschnittliche Thailänder ist hingegen fast alles von Seafood bis Blumen- und Pflanzenarten oder Bambus (scheußlich im Geschmack, keine Empfehlung).
Wer allerdings hier in Thailand westliches Essen zu sich nehmen möchte, wird öfters enttäuscht oder schon von den vergleichsweise hohen Preisen abgeschreckt. Das Steak und die Pizza, die wir uns hier ausnahmsweise einmal geleistet haben, waren teuer und nicht zu vergleichen mit europäischen Maßstäben. Für eine Pizza kann man circa 8 Mahlzeiten an Straßenständen zu sich nehmen. Deshalb: In Thailand sollte man sich an Thaifood halten und man wird damit auch kaum Schwierigkeiten haben, weil die Auswahl groß ist und die Speisen meistens an den durchschnittlichen Touristen angepasst werden (keine Sorge, es ist nicht alles zu scharf oder mit Bambus und Blumen garniert).
Das sollte als Bericht über das thailändische Essen reichen, sonst mutiert mein Blog nachher zu einem Reisebegleiter.

Unser Vertrauenslehrer in der Schule

Der Lehrer, der uns in der Schule bei unserem Englischunterricht unterstützt, widme ich diesmal meinen wöchentlichen Bericht, denn ich kenne mittlerweile einige Anekdoten über ihn.
Wie viele Thailänder legt er großen Wert auf Pausen ("take a rest, please") und bedenkt uns dabei immer mit. Deshalb hat er auch für die nächste Woche angeordnet, mit den Kindern Neujahreskarten zu basteln. Das erspart uns und vor allem ihm jegliche Arbeit ("They can draw and we take a rest, hahahaha!"). Damit unterscheidet er sich aber kaum von den anderen Lehrern. Diese haben häufig die Angewohnheit, bis in den Unterricht hinein außerhalb des Klassenraums zu sitzen und sich zu unterhalten.
Das alles wäre noch recht unterhaltsam, würde es nicht unsere Arbeit behindern. Unser Vertrauenslehrer ist leider häufig nicht fähig, uns einen Monats-, Wochen- oder sogar Tagesplan auszuhändigen, weshalb wir öfters kurz vor dem Unterricht erfahren, was wir denn überhaupt machen werden. Im Unterricht ist er häufig abwesend (träumt vor sich hin), geht ohne uns Bescheid zu sagen, oder braucht 30 Minuten, um die Blätter zu kopieren, die wir schon ohne seine Hilfe (Verweis auf den fehlenden Tagesplan) vorbereitet haben. Sein Standardsatz lautet dabei: "Ok, you can go before me to grade (hier Zahl von 1 bis 6 einfügen), I will prepare the worksheet". Wenn er dann einmal verspricht, ein Arbeitsblatt vorzubereiten, hat er das meistens am nächsten Tag vergessen. Manchmal vergisst er auch, was wir in der letzten Woche mit welcher Klasse gemacht haben. Da er aber dafür verantwortlich ist, das Curriculum des thailändischen Bildungsministerium umzusetzen, führt das häufig zu Komplikationen oder sinnlosen Wiederholungen mit den Kindern.
Häufig habe ich auch das Gefühl, dass er mich oder Tobi nicht richtig versteht. Seine Standardantwort auf jede unserer Fragen und Bitten ist meistens "OK", auch wenn diese Fragen nicht mit "OK" zu beantworten sind.
Ein Beispiel: Vor ein paar Wochen wurde die Unterrichtszeit in der Schule umgestellt. Das hat der Lehrer natürlich vergessen, uns mitzuteilen, weshalb wir erstmal eine halbe Stunde zu spät kamen (für Thailänder nicht schlimm, für Deutsche peinlich). Der Unterricht beginnt nun um 8.30 und endet um 11.30. Früher haben wir erst um 9.00 unterrichtet. Als ich ihn nun fragte, ob wir nun bis 11.30 oder 12.00 unterrichten, war seine Antwort "OK". Auch nach wiederholtem Fragen blieb er dabei. Erst als ich ihn noch einmal darauf hinwies, dass man eine entweder-oder-Frage nicht mit "OK" beantworten kann, fing er an zu lachen (vielleicht etwas peinlich berührt) und meinte, dass wir bis 11.30 unterrichten.
Ich will jetzt nicht so klingen, als wenn ich unseren Vertrauenslehrer nicht mögen würde, aber er bereitet uns schon manchmal ernsthafte Probleme mit seinem Verhalten. Vor allem sein fehlendes Durchsetzungsvermögen (oder sein fehlender Wille, sich durchzusetzen?) bei Problemklassen und -schülern ist anstrengend.
Trotzdem war er sehr hilfsbereit und ist insgesamt ein netter Kerl. An einigen seiner Fehler sollte er vielleicht arbeiten, auch wenn man vieles einfach durch die thailändische Mentalität entschuldigen kann.

Donnerstag, 11. November 2010

Visarun und Chiang Saen

Diesen Montag führten wir unseren geplanten Visarun nach Burma durch. Da unser Visum jede drei Monate verlängert werden muss, reisen wir aus Thailand nach Burma aus und direkt wieder ein, was uns neben 500 Baht weniger in der Brieftasche (Burmas Einreisegebühr für Nicht-Thais) den weiteren Aufenthalt für drei Monate brachte.

Am Tag darauf besuchten wir Chiang Saen und das goldene Dreieck, wo wir das Opiummuseum besichtigten und ich mich mit den englischen Freunden unserer Familie traf.
Die Fahrt war äußerst umständlich, weil wir erst einen zweistündigen Umweg über mehrere Städte nehmen mussten, um ans goldene Dreieck zu kommen. Das goldene Dreieck ist zwar sehr sehenswert, aber viel zu teuer. Ein thailändisches Essen, das man in Chiang Rai oder Chiang Mai für 50-60 Baht bekommt, kostet hier das Doppelte. Das ist genau das Gegenteil vom billigen und guten Essen auf den Märkten. Für Touristen, die nur ein paar Wochen in Thailand bleiben können, ist dies allerdings zu intransparent.

Zurück im Alltag

Nach den drei Wochen Ferien begann für uns Anfang November wieder die Schulzeit. Es ist leider immer noch sehr schwierig, eine Unterrichtsstunde zu planen, weil uns die vorgeschriebenen Themen in Englisch erst am gleichen Tag, an dem wir unterrichten sollen, vorliegen. Das führt dazu, dass wir an Montagen und Dienstagen öfters einmal improvisieren müssen. Unser Lehrer hat uns allerdings versprochen, in den nächsten Wochen einen Plan für die Themen in den verschiedenen Klassen vorzulegen. Bis jetzt verlassen wir uns noch auf unsere kreative Ader.

Das Medizinprojekt

 In der letzten Woche der Ferien hatten wir einen Workshop mit Tepthai und Jakob und Sebastian, die beide aus Chiang Mai anreisten. Wir erstellten Kurzvorträge in Englisch zu den am häufigsten auftretenden Krankheiten und Symptomen in Bergdörfern und zu den Medikamenten, die zur Behandlung empfohlen werden.
Zu den Krankheiten gehören neben Durchfall, Erbrechen, Übelkeit auch Bauchschmerzen, Fieber und allergische Reaktionen. Da viele der Symptome verschiedene Ursachen haben können, ist eine Behandlung sehr schwierig. Schlussendlich konnten wir allerdings doch ein paar geeignete Medikamente zusammentragen und unsere Ergebnisse in einem Worddokument zusammenfassen.